Aufzucht der Küken
Die Aufzucht von KükenEntwicklung, Fütterung und wichtige Meilensteine
Die Aufzucht von Nymphensittich-Küken ist ein faszinierender und gleichzeitig komplexer Prozess, der von den Elternvögeln mit großer Hingabe durchgeführt wird. In diesem Beitrag erfährst du alles über den Ablauf der Aufzucht, die Fütterung, die Entwicklung Woche für Woche und ab wann die Küken selbstständig fressen. Außerdem erwähne ich kurzzeitig mögliche Probleme, die eine Nicht-Handaufzucht erforderlich machen können. Eine detaillierte Betrachtung dieser Problematik finden Sie im Abschnitt Probleme und Herausforderungen.
Die Küken kommen zur Welt
Der Schlupf. Wie erkennt man, dass das Küken bald schlüpft?
Das Piepsen aus dem Ei
- Tag 17–20: Manchmal hört man leises Piepen aus dem Ei.
- Das Küken beginnt mit dem „internen Schlupf“ (es durchstößt die innere Eihaut zur Luftkammer).
- Kurz danach startet der „externe Schlupf“ (es pickt mit dem Eizahn Löcher in die Schale).
Der eigentliche Schlupf
- Der gesamte Prozess kann 12 bis 24 Stunden dauern.
- Das Küken dreht sich im Ei und nutzt seine Beine und Flügel, um sich aus der Schale zu befreien.
Beim Schlupf können Küken steckenbleiben.
Was kann passieren ?
- Zu niedrige Luftfeuchtigkeit: Das Küken kann an der Eihaut kleben bleiben
- Schwäche oder Missbildungen: Manche Küken sind zu schwach, um die Schale zu durchbrechen.
- Verklebte Eihaut: Falls nötig, kann man mit einem warmen, feuchten Wattestäbchen vorsichtig helfen?
- Wann sollte man helfen?
Nur, wenn das Küken nach 24 Stunden noch nicht weitergekommen ist.
Eine unsachgemäße Hilfe kann zum Tod des Kükens führen.

Nach dem Schlupf
Die ersten Lebensstunden
- Die Küken sind anfangs nass und blind, trocknen aber innerhalb weniger Stunden.
- Sie sind auf die Eltern für Wärme und Nahrung angewiesen.
- In den ersten 12–24 Stunden leben sie vom Dottersack.
- Danach beginnt die Henne, sie mit Kropfmilch zu füttern.
Wichtige Punkte nach dem Schlupf
- Nesthygiene: Kot und feuchte Nistmaterialien regelmäßig entfernen.
- Elternverhalten beobachten: Manche Eltern kümmern sich nicht um die Küken, dann ist Handaufzucht notwendig.
- Fütterung sicherstellen: Falls ein Küken vernachlässigt wird, muss eventuell zugefüttert werden.
Erste Nahrung – Kropfmilch
Was ist Kropfmilch ?
- Kropfmilch ist eine spezielle, nahrhafte Flüssigkeit, die die Eltern (meist die Henne) in den ersten 3–5 Tagen nach dem Schlupf produzieren.
- Sie entsteht durch die Verdickung des Kropfinhalts und enthält lebenswichtige Enzyme, Fette, Proteine und Antikörper.
- Sie ist vergleichbar mit der Vormilch (Kolostrum) bei Säugetieren und unterstützt die Immunabwehr des Kükens.
Wie wird die Kropfmilch gefüttert?
- Das Küken piepst und hebt den Kopf – dies ist das Signal für die Eltern.
- Die Henne oder der Hahn würgt die Kropfmilch hoch.
- Der Elternvogel steckt den Schnabel vorsichtig in den geöffneten Schnabel des Kükens.
- Durch eine pumpende Bewegung fließt die Kropfmilch direkt in den Kropf des Kükens.
Entwicklung Woche für Woche
Woche 1: Erste kleine Fortschritte
- Sie nehmen schnell ein Gewicht zu, da sie schnell ununterbrochen schlafen und schlafen
- Erste Federansätze werden als kleine „Federkiele“ sichtbar
Woche 2: Die ersten Augen öffnen sich
- Um den 9. bis 12. Tag öffnen Sie sich
- Der Körper ist nun teilweise mit einem dünnen Dunengefieder bedeckt.
- Die Küken werden aktiver und beginnen, sich im Nest zu bewegen.
Woche 3: Erste richtige Federn und mehr Aktivität
- Die ersten richtigen Federn sprießen durch.
- Die Küken erkennen ihre Eltern nun klar und betteln gezielt um Futter.
- Erste wackelige Stehversuche.
Übergang zu festerer Nahrung
Ab dem 4-5 Tag
Nach den ersten Tagen verändert sich die Zusammensetzung der Nahrung:
Tag 4–5:
- Sie sind vollständig von der Elternfütterung abhängig.
- Der Verdauungstrakt entwickelte sich weiter und bereitete sich vor
Tag 7–10:
- Erste Neugier auf feste Nahrung, jedoch keine eigenständige Aufnahme.
- Eltern beginnen, zusätzlich zu Kropfmilch etwas weicheres Futter wie vorgeweichte Körner zu füttern.
Tag 14–21:
- Küken zeigen zunehmendes Interesse an fester Nahrung und beginnen, Körner und weiche Saaten vorsichtig zu probieren.
- Elternvögel animieren den Nachwuchs zur selbstständigen Futteraufnahme.

Wie oft füttern die Eltern?
In den ersten Tagen
- In den ersten Tagen: Etwa alle 2 Stunden, auch nachts.
- Nach einer Woche: Fütterung alle 3–4 Stunden.
- Nach zwei Wochen: Die Intervalle verlängern sich weiter.
- Nach vier Wochen: Die Eltern füttern nur noch sporadisch, da die Küken selbst zu fressen beginnen.
Der Übergang zur vollständigen Selbstständigkeit kann je nach Entwicklung des einzelnen Vogels noch einige Wochen andauern. Während dieser Phase ist es wichtig, eine abwechslungsreiche und leicht verdauliche Futtermischung bereitzustellen, um den jungen Nymphensittichen die Nahrungsaufnahme zu erleichtern.
Flugversuche große Fortschritte
Woche 5
In der fünften Lebenswoche machen die jungen Nymphensittiche große Fortschritte in ihrer Entwicklung. Ihr Federkleid ist fast vollständig ausgebildet, und sie beginnen, ihre Umgebung aktiv zu erkunden.
Wichtige Entwicklungsstufen:
- Flugversuche: Die Küken schlagen kräftig mit den Flügeln, um ihre Muskeln zu stärken. Sie hüpfen, flattern und machen erste kurze Gleitflüge im Nest.
- Selbstständigkeit: Sie beginnen, selbst Körner und weiches Futter zu probieren, werden aber noch von den Eltern gefüttert.
- Sozialisierung: Die Jungvögel interagieren mehr mit Geschwistern und Eltern, üben Laute und Verhalten.
Die ersten Flüge – mehr Selbstständigkeit
Woche 6
- Fliegen lernen: Die Küken unternehmen erste längere Flugversuche und erkunden ihre Umgebung aktiv.
- Eigenständiges Fressen: Sie probieren zunehmend Körner, Obst und Gemüse, doch die Eltern füttern sie noch regelmäßig, insbesondere wenn sie nach Futter betteln.
- Soziales Verhalten: Die Küken spielen mit Geschwistern, lernen durch Nachahmung von den Eltern und üben typische Nymphensittich-Laute.
- Gefiederpflege: Sie beginnen, ihr Gefieder ausgiebig zu putzen und zu pflegen
Fast erwachsen, aber noch nicht unabhängig
Woche 7
- Vollständig befiedert: Das Federkleid ist nun komplett, die Jungvögel sehen aus wie erwachsene Nymphensittiche.
- Futterumstellung: Die Küken fressen größtenteils selbst, doch einige betteln weiterhin bei den Eltern um Futter. Die Fütterungen durch die Eltern werden seltener, hören aber nicht abrupt auf.
- Fluggeschicklichkeit: Die Flüge sind nun kontrollierter, Landungen sind sicherer, und die Jungvögel können gezielt navigieren.
- Beginn der Selbstständigkeit: Viele Jungvögel werden in dieser Zeit von den Eltern unabhängiger, benötigen jedoch noch etwas Unterstützung und Kontakt.
Die endgültige Selbstständigkeit der Nymphensittich-Küken
Fast Selbstständig
Noch etwas Unterstützung
Woche 8
- Fressen: Die Küken können fast vollständig alleine fressen, aber einige betteln noch gelegentlich um Futter. Eltern geben ihnen nur noch sporadisch kleine Futterportionen.
- Flugkontrolle: Die Jungvögel haben ihre Flugfähigkeiten perfektioniert und können sicher landen sowie längere Strecken fliegen.
- Soziales Verhalten: Sie interagieren spielerisch mit Geschwistern und anderen Vögeln, lernen weiterhin durch Beobachtung der Eltern.
- Gefiederpflege: Die Küken putzen sich nun intensiv und lernen, wie sie ihr Gefieder in gutem Zustand halten.
Vollständige Unabhängigkeit!
Woche 9
- Keine Fütterung durch die Eltern mehr: Die Eltern hören jetzt endgültig auf, ihre Küken zu füttern. Die Jungvögel sind zu 100 % eigenständig in ihrer Ernährung.
- Fliegen und Erkunden: Sie bewegen sich mit Selbstbewusstsein und fliegen souverän durch den Raum.
- Individuelles Verhalten: Die Charaktere der Jungvögel treten jetzt deutlich hervor – manche sind neugieriger, andere vorsichtiger.
- Wichtige Prägungsphase: Sie lernen weiterhin viel über soziale Interaktion mit Artgenossen, was für ihr zukünftiges Verhalten wichtig ist.
Fazit: Was passiert nach Woche 9?
- Ab Woche 9-10 sind die Jungvögel bereit für ein neues Zuhause, falls sie abgegeben werden sollen.
- Sie sollten weiterhin viel Kontakt zu anderen Vögeln haben, um gut sozialisiert zu bleiben.
- Geschlechtsunterschiede werden langsam sichtbar, aber eine sichere Bestimmung ist erst nach der Jugendmauser (ca. 6-12 Monate) möglich.
💡 Halter sollten darauf achten, dass die Jungvögel weiterhin gutes Futter, viel Bewegung und soziale Interaktion bekommen, um eine gesunde Entwicklung sicherzustellen!
Vorsicht :
Manche Vögel fordern oft noch von den Eltern Futter ein, selbst wenn sie schon fähig wären, alleine zu fressen.
Wichtig: Die vollständige Futterumstellung kann je nach Individuum bis zur 12. Woche dauern.
Hast du Fragen zur Aufzucht der Küken?
Dann zögere nicht, dich bei uns zu melden – wir unterstützen dich gerne mit unserer Erfahrung und unserem Fachwissen!